Wirtschaftsweiser warnt vor Sparpolitik
Peter Bofinger scheint mit Weitsicht und wirtschaftspolitischem Verstand in Deutschland derzeit allein auf weiter Flur.


Wirtschaftsweiser Bofinger warnt vor Folgen der Sparpolitik

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat vor möglichen Folgen der europaweiten Sparbemühungen gewarnt. Wenn alle EU-Staaten sparen wollten, könnte dieser "Konsolidierungswettbewerb" das Wachstum so stark abschwächen, "dass am Ende alle mit höheren Defiziten dastehen", sagte der Experte im Interview mit dem "Standard" (Samstagausgabe). Um sich aus der Abhängigkeit der Finanzmärkte zu lösen, sollten die 17 Euro-Staaten gemeinsame Anleihen (Eurobonds) ausgeben, fordert Bofinger.

Es sei absurd, dass sich die Politik immer mehr von den Finanzmärkten treiben lasse, klagte der Experte. Vor drei Jahren hätten Europas Staaten die Finanzmärkte mit Steuergeld gerettet, so Bofinger. "Nun lassen sie sich von den gleichen Akteuren vorführen." Es sei keine echte Demokratie mehr, wenn sich Nationen vorschreiben lassen, welche Budgetpolitik sie zu machen haben, klagte der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg.

Im Kampf gegen die Schuldenkrise in der Eurozone forderte Bofinger europaweit höhere Spitzensteuersätze, "etwa auf dem Niveau von 50, 55 Prozent." Wenn das EU-weit erfolge, gäbe es "überhaupt kein Problem." Eine Schuldenbremse sieht der Experte hingegen skeptisch. Die von der deutschen Regierung favorisierte Vorgehensweise verletze "die goldene Regel der Finanzpolitik, dass der Staat Zukunftsinvestitionen mit Krediten finanzieren soll". Ein kluger Unternehmer nehme Kredite auf, wenn er in ein sinnvolles Projekt investieren könne. "Das sollten auch Staaten tun", so der Experte.


Wirtschaftsweiser Bofinger warnt vor Folgen der Sparpolitik
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